SANTHORI

Figurenbilder entstehen, in denen die weibliche Gestalt einen wichtigen Platz einnimmt. Die Frau ist umringt von kleinen, fremdartigen Geschöpfen, von Objekten, die auf ein zeitgenössisches Bilderarsenal zurückgreifen. Oft monumentale Gemälde veranschaulichen eine in deutliche Konturen gefasste, barocke Welt. Sie sind gleichzeitig Symbol und Wirklichkeit und scheinen einem farbigen Traum entsprungen.
Nicht selten sind die Gemälde Bestandteile eines Totalspektakels. Sie gehen völlig darin auf in dem Sinne, dass sie aufgehängt werden, um später — gleich einer Apotheose, einer letzten Retouche—verbrannt zu werden, so wie man ein triumphierendes Feuerwerk anzündet. Ist ein Bild fertig und sind die Konturen eingefärbt, werden auf der Rückseite Bahnen angelegt, über welche sich das Feuer ausbreiten und damit das Gemälde zerstören kann. Dieser Vorgang wird vom Künstler als ein Zurückschenken seines CEuvres an die Natur beschrieben. Anfang der neunziger Jahre hat Santhori sich mit dieser Art Happenings einen internationalen Ruf erworben.
Santhoris Werke und farbig bemalte Assemblagen evozieren immer aufs neue eine anthropomorphe Gegebenheit: Lippen bekommen Füsse und rennen über die Strasse, eine grüne Flasche watschelt zwischen Schlangen und Insekten hindurch, bizarre Gestalten erscheinen in den erleuchteten Fenstern eines Häuserblocks. Hände mit spitzen Nägeln, dickmundige Fische, Ungeheuer mit scharfen Zähnen lauern einem weiblichen Körper auf. Die Frau ist ein zierlicher Traum mitten in einem Alptraum von kleinen, farbigen Blöcken.
Das grelle Kolorit einer Niki de Saint-Phalle und die ungekünstelte Linienführung eines Keith Haring finden in diesem CEuvre ihre Fortsetzung: in zahllosen Zeichen und Motiven, in spielerischen Purzelbäumen von Figuren und Signalen und in einer einzigartigen Bildersprache, die scheinbar wiedererkennbar ist, jedoch noch nie zuvor zu sehen war.