In der Schule waren Turnen, Singen und Zeichnen die Lieblingsfächer von Thomas, hier brillierte er. Vorerst galt sein Interesse insbesondere dem Sport, bis ein schwerer Militärunfall (Erfrieren von Händen und Füssen) diesen Lebensabschnitt jäh abwürgte. Er begann intensiv zu zeichnen und, wie es in der 68er Zeit üblich war, zu philosophieren und zu rebellieren. Die Rebellion erlebte er vor allem an sich selber. Er wollte anders leben, dem Leben neue Inhalte geben, einen individuellen Alltag gestalten und nicht einer erfolgsgeprüften Karriere nachrennen.
In Lindau am Bodensee verwirklichte er als Neunzehnjähriger seine erste Ausstellung. Kontakte mit Künstlern wurden wichtig: Friedrich Kuhn, Fred Engelbert Knecht und Fritz Müller waren seine Wegbegleiter, um nur einige zu nennen.
Nach der Lehre als Kürschner, welche er auf Verlangen der Eltern beendete, begann ein mühsames Ringen um die eigene Identität. Er fühlte sich in seiner Existenz bedroht. Seine Zeichnungen wie Hosenträger zu verkaufen bereitete ihm grosse Mühe.
Er entscheidet sich, seine Liebe zum Zeichnen und Gestalten als ganz persönliches Hobby zu betrachten. Er beginnt allerlei verschiedene Jobs anzunehmen, um in seiner Freizeit zeichnen zu können. Als er bei einem Freund als Dachdecker arbeiten kann, entstehen diverse Nagelreliefs.
1973, in dieser Zeit des Suchens und der Ungewissheit, lernt Thomas die Innerschweizerin Ursula kennen. Es beginnt die intensive Auseinandersetzung zweier junger Menschen, die ihre Selbständigkeit und ihre Individualität suchen. Thomas arbeitet oft im Ausland: Italien und Spanien. Ursula unterstützt ihn, möchte sich aber selber in der Schweiz in ihrem Beruf als Therapeutin weiterentwickeln.
Erst nach sieben Jahren des Zusammenlebens entsteht der gemeinsame Wunsch, eine Familie zu gründen. Jetzt ist Thomas sehr gefordert in seiner Kreativität. Zur gleichen Zeit, als drei Kinder zur Welt kommen, baut er zwei Bauernhäuser um und verwirklicht als Bauherr ein Grossprojekt mit Wohnhäusern. Alles, was er lernt, lernt er aus eigener Erfahrung. Der finanzielle Erfolg ist ihm gewiss.
Der Wunsch, ins Ausland zu gehen und so das Leben zu ändern, wird um 1987 immer grösser. Da Ursula in dieser Zeit Abschied nehmen muss von ihrer Mutter (der Vater war schon siebzehn Jahre früher gestorben), entscheiden sie sich nur schweren Herzens, diesen Schritt mit der noch jungen Familie zu wagen. Die Kinder sind im Alter von vier, sechs und sieben Jahren – und die Eltern ziehen mit dem Wohnwagen los! Nur so kann der suchende Thomas sein Ziel finden. Findet er es?
Statt, wie geplant, in der Toskana ein Haus zu kaufen, landet die Familie in Südfrankreich, auf der Costa d’Ouro, einem luxuriösen Motorsegler älteren Jahrgangs. Die Herausforderung auf dem Meer ist gross. Die Kinder besuchen in Frankreich vom Schiff aus die Schule. Der verantwortungsbewusste Umgang mit der Familie zeigt Thomas, dass das tägliche Leben keine Trennung kennt vom künstlerischen Schaffen. Er sagt: “Die Kinder stören mich nie bei meiner Arbeit. Ohne Familie wäre ich vielleicht schon ausgebrannt wie ein Motor!”
Als Thomas eines Tages Bernhard Boix trifft, Kunsthändler und Freund von Bernhard Luginbühl, Peter von Wattenwil und Co., schenkt er diesem eine Zeichnung, gemalt mit den auf dem Schiff herumliegenden Filzstiften Rot, Gelb, Blau und Grün. Die Zeichnung gefällt dem kunstbeflissenen Bernhard sehr. Auf Thomas wirkt das wie eine kleine Erleuchtung. Er entscheidet sich, von nun an nur noch mit diesen Farben zu malen. Eine explosionsartige Entwicklung nimmt ihren Lauf. Die Bilder gelingen ohne Zögern. Es entsteht zugleich auch der Wunsch, mit einer Performance das neue Lebensgefühl als Ausdruck der neuen Schaffenskraft den Mitmenschen mitzuteilen.
Nach einer Ausstellung von San Tommaso in Antibes fragt die fünfjährige Tochter, warum bei Papis Bildern nie sein Name darunter stehe. Da wir auf unserer Reise auch Städte wie San Rafael, San Remo etc. besuchen, erfindet die kleine Angelina den Namen SANTHORI = SAN THOmas RIederer. Die neue Ära Santhori nimmt so ihren Anfang.
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